BORG Perg – und danach?

Dr. Christine Drahanowsky-Kaindl

Obwohl meine Berufswünsche zunächst eher Richtung Sprachen bzw. Rechtswissenschaften, kurz auch in Richtung einer musikalischen Laufbahn im Fach Violine tendierten, entschied ich mich 1993 intuitiv für den Eintritt in den naturwissenschaftlichen Zweig des BORG Perg mit ergänzendem Unterricht in Biologie, Physik und Chemie.

In eindrucksvoller Erinnerung ist mir unsere Klassenvorständin Mag. Brigitte Derntl, die mit absoluter Begeisterung für die – doch eher „sperrigen“ – Fächer Mathematik und Physik, mit Strenge, Bestimmtheit und gleichzeitig viel Humor unsere Klasse 1997 zur Matura geführt hat.

Prägend für mich waren sicher auch Mag. Alexander Schneider, der im Rahmen seines Biologie-Unterrichts bei mir vor allem das Interesse am menschlichen Körper, speziell am Nervensystem, weckte sowie Mag. Gabriele Reisinger, die uns mit viel Engagement in Chemie unterrichtete, sodass mir zunächst die definitive Studienwahl (Medizin oder doch besser Technische Chemie?) schwerfiel.

Letztlich begann ich 1997 mein Studium an der Medizinischen Universität Wien. Nachdem ich 2003 den 3. Studienabschnitt abgeschlossen hatte, beschloss ich, vor Beendigung des Studiums noch 1 Jahr anzuhängen, um an einer prospektiven Studie an der Landesnervenklinik Wagner-Jauregg Linz zu arbeiten. Nach Abschluss dieser Studie und Vorlage meiner Dissertation „Validität der B-Flow-Sonographie in der Diagnostik von Carotisstenosen – eine prospektive Studie“ promovierte ich schließlich 3/2004 zur Doktorin der gesamten Heilkunde (Dr. med. univ.).

Mit dieser Dissertation war auch der Grundstein für meine weitere berufliche Laufbahn gelegt. War mein ursprüngliches Ziel noch eine Facharztausbildung für Neurologie, rückte während meiner Tätigkeit an der Landesnervenklinik erstmals die Radiologie in mein Interesse – ein Fach, das während des Studiums eher kümmerlich behandelt wurde, das ich aber über das neuroradiologische Thema meiner Arbeit und damit verbundene Einblicke auch in den Routinebetrieb des radiologischen Instituts näher kennenlernen durfte.

Nach einer kurzen, sehr schönen und lehrreichen Zeit als Turnusärztin im LKH Rohrbach bot sich im Juli 2005 die Möglichkeit, am AKH Linz mit der Facharztausbildung für Radiologie zu beginnen. So absolvierte ich am Zentralen Radiologie Institut (ZRI) unter der Leitung von Prim. Univ.-Prof. Dr. Franz Fellner  meine Ausbildung und schloss diese nach Absolvierung der Facharztprüfung im November 2010 als Fachärztin für Radiologie ab. Vertiefen konnte ich speziellere fachspezifische Kenntnisse an der Radiologie der Landesfrauen- und Kinderklinik Linz, der Landesnervenklinik Wagner-Jauregg Linz und auch im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz.

Bis August 2014 war ich als Oberärztin im ZRI/AKH Linz tätig mit Schwerpunkt in der „Mammadiagnostik“ – vorwiegend zählten dabei die Abklärung unklarer Herde der Brust, häufig mittels Biopsie, Drahtmarkierung nicht tastbarer Knoten vor Operationen, die Teilnahme an sog. „Mamma-Tumorboards“ und die radiologische Nachsorge von Patientinnen mit Brustkrebs zu meinem Tätigkeitsprofil.

Seit September 2014 arbeite ich nun bereits im Team der Radiologie der Klinik Diakonissen Linz. Auch hier bringe ich meine Expertise betreffend „Mammadiagnostik“ gerne ein, dennoch besteht ein großer Teil meiner Tätigkeit nun wieder aus Schnittbilddiagnostik (CT und MRT), Ultraschall und konventioneller Röntgendiagnostik.

Da mittlerweile mein privater Lebensmittelpunkt in Wien ist, bin ich zudem regelmäßig an 2 Tagen der Woche freiberuflich als Vertretungsärztin in radiologischen Ordinationen (Bellaria Diagnose und Diagnosehaus 11) in Wien tätig.

Meine Entscheidung für die Radiologie habe ich nie bereut, im Gegenteil. Was macht dieses Fach so spannend? Die Komplexität des menschlichen Körpers führt dazu, dass man auch nach einigen Jahren Erfahrung immer wieder vor neuen diagnostischen Rätseln steht, zumal wir Allgemeinradiologen uns täglich „von Kopf bis Fuß“ mit Pathologien sämtlicher Fachrichtungen beschäftigen. Was ich als Vorteil sehe, nämlich nicht in einer medizinisch engen Nische gelandet zu sein, ist natürlich auch eine Herausforderung. Selbstverständlich können wir keine „Spezialisten für Alles“ sein, dennoch versucht man, diesem Anspruch so gut wie möglich gerecht zu werden.

Mit dem Klischee des im finsteren Kämmerchen vor sich hin diktierenden Radiologen möchte ich gerne aufräumen, unsere Berufsgruppe ist interaktiver als man oft glaubt, sei es durch regelmäßige Befundbesprechungen mit Kollegen im Krankenhausbetrieb oder, v.a. im niedergelassenen Bereich und auch in der „Mammadiagnostik“, durch Befundauskünfte direkt an die Patienten, etwas das vor allem bei Übermittlung schwerwiegender Diagnosen viel Fingerspitzengefühl erfordert.

Auch bieten wir therapeutische Behandlungsoptionen in der Schmerztherapie, so stehen in der Klinik Diakonissen Linz CT-gezielte Nervenwurzelinfiltrationen durch uns Radiologen an der Tagesordnung.

Nicht zuletzt ist die Radiologie ein Fach, das sich technisch rasant entwickelt. Immer leistungsfähigere, schnellere Geräte, Bildverarbeitungs- und Nachbearbeitungssysteme, CAD-Systeme etc. führen dazu, Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten und pathologische Prozesse anschaulicher und mit höherer diagnostischer Sicherheit darstellen zu können.

Vorerst werde ich mit Beginn meiner Babypause im April aber in eine neue Lebensphase eintreten, auf die ich mich sehr freue. Familie und Beruf ausgewogen zu vereinbaren, ist mir ein wichtiges Anliegen und ich habe jetzt bereits Respekt vor dieser zukünftig wohl größten Herausforderung!