Ulli Peham-Kaindl

Maturajahrgang: 2000

Meine Wahl den naturwissenschaftlichen Zweig des BORG Perg zu besuchen, hab ich meiner Schwester und meiner Cousine zu verdanken, die sich 3 Jahre zuvor ebenso für die Naturwissenschaft entschieden haben. Obwohl ich wusste, dass aus mir weder eine Mathematikerin noch Physikerin werden sollte, hab ich diese Entscheidung nicht bereut. Insbesondere der Unterricht bei Frau Mag. Lucia Schneider in der 7. und 8. Schulstufe hat in mir großes Interesse für die Humanbiologie geweckt. Der Themenabschnitt zur Ernährung hat später sogar die Wahl meiner Studienrichtung mitbeeinflusst. Schwankte ich zwischen dem Studiengang der Biologie und einer Ausbildung zur Diätologin, hab ich mich letztlich für eine Universitätsausbildung entschieden und mich für das Diplomstudium der Ernährungswissenschaften inskribiert. Ich zog das Studium der Ernährungswissenschaften dem Biologiestudium wohl auch aus dem Grund vor, weil ich mir weder das Lehramt vorstellen konnte, noch hatte ich eine Vorstellung wie ein Beruf in der Forschung in der Realität aussehen kann.

Für mein Studium war ich in den naturwissenschaftlichen Fächern bestens gerüstet, zu meiner Überraschung habe ich zB die Prüfung der Biostatistik sehr gut hingebracht, was ich nach meiner Performance im Fach Mathematik für höchst unwahrscheinlich hielt. Für die Fächer der Chemie, Biochemie oder Themenschwerpunkte wie z.B. Genetik – die insbesondere in der 8. Klasse von Frau Mag. Schneider hervorragend abgedeckt wurde – war ich sehr gut vorbereitet.

Das Diplomstudium der Ernährungswissenschaften beinhaltete im 2. Abschnitt einen großen Teil an freien Wahlfächern. Mein Interesse fiel damals auf das Gebiet der Krebsforschung und so belegte ich inspiriert von der Vorlesung „Ernährung und Krebs“ einige der freien Wahlfächer am Institut für Krebsforschung der MedUni Wien. Ich besuchte eine Vorlesung meiner späteren Diplomarbeitsbetreuerin, die mich mit großer Leidenschaft und Begeisterung einführte in die Welt der Wissenschaft. Aus der Vorlesung zu den „Grundlagen der Tumorbiologie“ wurde später meine Diplomarbeit zum Thema „Oxidierte Fette stimulieren Wachstum und Progression kolorektaler Tumorzellen: Lipidhydroperoxide und die Expression von VEGF“, es folgten die ersten zwei Publikationen.

Die Krebsforschung ließ mich nicht mehr los, ich startete mein PhD Studium und forschte am St. Anna Kinderkrebsforschungsinstitut zum Thema akute lymphoblastische Leukämien („Modulation of the p53 pathway by ETV6/RUNX1 in childhood acute lymphoblastic leukemia“ ).

Obwohl ich kein Studium der Molekularbiologie oder Genetik absolviert habe, hatte ich durch meine schulische Ausbildung, das Studium und durch die Tätigkeit im Labor im Zuge meiner Diplomarbeit ausreichend Grundlagenwissen, um mir die verschiedenen Protokolle und Methoden anzueignen. Vielleicht war es nicht der einfachste Weg, aber mir zeigte es, dass man sich jedes Wissen erarbeiten kann.

Nach meiner wissenschaftlichen Tätigkeit entschied ich mich dazu, mich der klinischen Forschung zu widmen. Ich arbeitete als sogenannter „Klinischer Monitor“ und kontrollierte damit hauptsächlich Phase III Studien für die Pharmafirma Amgen, die einen großen Teil der Produkte im Gebiet der Onkologie führt. Es ging hier darum sicherzustellen, dass die Studien laut Protokoll laufen. Teil meiner Arbeit war es die Daten, die zu den Prüfprodukten gesammelt wurden auf Richtigkeit zu prüfen bzw. z.B. darauf zu achten, dass alle Nebenwirkungen von den Ärzten korrekt dokumentiert werden – Patientensicherheit steht in jeder klinischen Studie immer an oberster Stelle.  Dieser Job ermöglichte mir einen Einblick in die pharmazeutische Entwicklung und Forschung. Nach ca. 2 ½ Jahren wechselte ich in die medizinische Abteilung der Firma Amgen und bin nun in meiner Rolle als RML (Regional Medical Liaison) in der Onkologie dafür verantwortlich die Ärzte zu jenen Produkten zu beraten, die vor der Zulassung stehen, neueste Studienergebnisse zu übermitteln, Daten zu den verschiedensten medizinischen Fragestellungen zu liefern, oder neue Studien zu planen. In meiner Tätigkeit ist es wichtig in der jeweiligen Indikation immer am Ball zu bleiben, sei es durch das Lesen der neuesten Publikationen, die Teilnahme an Kongressen oder durch die Gespräche mit den Ärzten, die wichtige Partner und Berater für die pharmazeutische Industrie sind.

Im Zuge meiner Diplom- und Doktorarbeit habe ich gelernt wie wissenschaftliches Arbeiten funktioniert, Literatur kritisch zu hinterfragen, um Publikationen zu beurteilen und einzuordnen, ein ganz bedeutender Teil meines Berufs heute.

Ich bin sehr froh, dass ich mich damals sowohl in der Oberstufe als auch im Studium für ein naturwissenschaftliches Fach entschieden habe. Es kam zwar völlig anders und ich arbeitete weder als Diätologin noch als Ernährungswissenschaftlerin, es war mir aber durchaus möglich, meinen Interessen zu folgen, die nach wie vor stark im Gebiet der Krebsforschung liegen. Eine Fachrichtung, in der es rasante Entwicklungen gibt, die einen immer dazu anhalten sich weiterzubilden!